New York City – schlafen kann man später!

Auch, wenn ich danach strebe, möglichst viele mir noch unbekannte Regionen, Orte und alles damit in Zusammenhang stehende kennen zu lernen, spricht für mich überhaupt nichts gegen einen regelmäßigen Ausflug nach New York City. In den vergangenen Jahren war ich fast jedes Jahr dort; mal mehr und mal weniger auf kulinarischer Expedition, aber stets mit Hunger auf die Lichter und den Puls dieser Metropole, die sich wahrhaftig so nennen darf.

Nun war ich erneut ein paar Tage dort und habe, was die Gastronomielandschaft betrifft, sowohl an altbekannten Türen geklopft als auch an neuen. Denn auch hier gilt für mich, dass ich zwar offen für Neues bin, aber auf garantierten Genuss nicht verzichten möchte, wenn er regelrecht um die Ecke auf mich lauert. Ich bin schließlich immer noch privat unterwegs – im Urlaub also – und kein Restauranttester.

So hatte ich bereits im Januar letzten Jahres ein beeindruckendes Gesamterlebnis im Eleven Madison Park, an das ich unbedingt anknüpfen wollte, als auch denkwürdige Sternstunden im Per Se. Beide Esstempel lieferten auch dieses Mal makellose Küche ab – im EMP auch noch heiter und kurzweilig serviert –, lediglich Thomas Kellers Institution im Time Warner Center dämpfte das Erlebnis durch eine geradezu erdrückende Förmlichkeit, die so eigentlich gar nicht nach New York passt. Meine neuen Berichte folgen bald!

Hier bereits Bericht Nr. 1: Eleven Madison Park – Picknick im Big Apple

Und während beide der genannten Restaurants bei meinem nächsten Besuch in New York aus unterschiedlichen Gründen auf der Kippe stehen würden, wäre eines immer ganz sicher auf meiner Liste, nämlich Eric Riperts Le Bernardin, das man aufgrund seiner Nähe dazu ganz vorzüglich mit einem Besuch im MoMA verbinden kann. Doch auch diese Strategie ist künftig überarbeitungsbedürftig, da, wie ich herausgefunden habe, das MoMA mit dem The Modern selbst ein sehr gutes Restaurant beherbergt. Meine Berichte zu den beiden museumsnahen Restaurants findet man hier:

Le Bernardin, ten points – Le Bernardin, dix points

The Modern – nach Seerosen Seeigel

Darüber hinaus hatte ich noch weitere Reservierungen in Restaurants, von denen ich mir diese Kombination aus Einfachheit, Lebendigkeit, spannender Weinauswahl und sehr guter Küche erhoffte, die ich hierzulande so vermisse. Mein Durst nach dieser Melange war mitunter so groß, dass ich vermeintlich spannenderen – aber „komplizierteren“ – Restaurants wie dem Atera oder dem ursprünglich auch eingeplanten Koreaner Jungsik letztlich doch den Rücken kehrte.

Fast immer wurde mein Durst dann auch gestillt. Zwei Ausreißer waren ein Abendessen im (fast schon überfüllten) Public, bei dem die Ideen der Speisen zwar dem Schema „einfach und gut“ folgten, die Ausführung aber mangelhaft und keineswegs einen Michelin-Stern wert war; ebenfalls etwas Pech hatte ich mit einem mittäglichen Kurzbesuch im (zurecht unbesternten) Momofuku Ssäm Bar, einem der vielen Ableger des „Momofuku-Imperiums“, dessen Ko mich im letzten Jahr total begeistern konnte.

Davon abgesehen gab es nur noch Highlights: das aufwändig designte Restaurant The NoMad im gleichnamigen Hotel (das ich gleich zwei Mal besuchte); das Acme in NoHo, das vor allem durch seinen Küchenchef Mads Reflund (ex-Noma) von sich hören lässt, sowie die Mercer Kitchen, ein ewiger Favorit in meinem favorisierten New Yorker Hotel. (Alle Details folgen.)

New York bleibt für mich eine der spannendsten Metropolen überhaupt, in der man nicht nur ständig Neues erlebt, sondern auch Bewährtes neu erlebt. Stillstand und Mittelmaß sind inexistent und werden rigoros aussortiert. Was die Gastronomie betrifft, profitieren von diesem Evolutionsprinzip am Ende sowohl die Gäste als auch die Wirte, die mit überfüllten Reservierungsbüchern für ihr Zuhören belohnt werden.

Spaziert man an einem beliebigen Tag – Werktag, Sonntag, Feiertag, ganz egal – durch downtown Manhattan, sind alle Läden voll mit gut gelaunten, den unkomplizierten Genuss suchenden Städtern. Es gibt unzählige Optionen, alles zu tun. Manch einen mag das überfordern, ich finde es wunderbar, inspirierend und wachrüttelnd. Schlafen kann man später.

There's nothing you can't do/
Now you're in New York/
These streets will make you feel brand new/
Big lights will inspire you/
Hear it from New York, New York, New York!